/ Tobias Brunner

Neues aus der Bibliothek: „Auch das, was wir nicht sehen“ (cargo 59)

Tobias Brunner berichtet in (un-)regelmässigen Abständen über die neusten Titel, die Eingang in die Bibliothek des Seminars für Medienwissenschaft finden.

In der aktuellen 59. Ausgabe der Filmzeitschrift cargo findet sich unter dem Titel „Auch das, was wir nicht sehen. Notizen zum postkolonialen Kino“ ein Essay von Ute Holl, das an ihr Seminar „Que[e]res Kino: Strategien der Verräumlichung in neueren Filmen von Regisseurinnen“ anschliesst.

Die Darstellung zentraler Konflikte hängt in den besprochenen Film eng mit den physisch vorhandenen sowie filmisch erzeugten Räumen zusammen, wobei Holl grob zwei Richtungen ausmacht: Filme wie ATLANTIQUE von Mati Diop legen bestehende koloniale Grenzziehungen frei und stellen sie in Frage. NEPTUNE FROST von Anisia Uzeyman und Saul Williams (grosse Empfehlung!) ist dagegen ein Beispiel für Filme, die als „Studien räumlicher Transformation“ eine Auflösung dieser Grenzen als Grundlage haben und zu einer Destabilisierung ‚westlicher‘ Realitätsvorstellungen führen.

Holl setzt Schlaglichter auf aktuelle Entwicklungen, würdigt den sogenannten Postkolonialen Film in seiner ausladenden Vielschichtigkeit/Verzweigtheit/Fluidität. Gleichzeitig wirft sie die Frage auf, ob diese Kategorisierung, diese Vereinheitlichung unter dem Begriff des Postkolonialen den besprochenen Filmen gerecht werden kann (Spoiler: Eher nicht).

Das Heft enthält ausserdem ein Essay von Matthias Wittmann zur iranischen Filmgeschichte als „Frauenrevolutionsgeschichte“, welches nicht weniger interessant ist. Weiter gibt es Texte zu Paul B. Preciados ORLANDO, Justine Triets ANATOMIE D’UNE CHUTE und zum Ende der Fernsehserie SUCCESSION. cargo 59 und weitere Zeitschriften befinden sich im hinteren Teil der Bibliothek und lassen sich vor Ort konsultieren.