Museum Tinguely, Basel
Veranstalter:
Ute Holl und Jan Philip Müller

Begriff und Phänomen der «Radiophonie» rufen stets Relationen auf: Technik und Klang, Übertragen und Sagen, Senden und Gesendetes, Trägerfrequenz und Audiosignal, Figur und Grund, Immaterialität und Materialität der Kommunikation. Radiophonie umfasst die Institution Radio und das technische Gerät. Radiophonie setzt ästhetische, institutionelle, technische und medienarchäologische Fragestellungen ins Verhältnis. Wenn etwa die Grenzlinie zwischen Klang und Geräusch in der Musiktheorie des zwanzigsten Jahrhunderts heftig umkämpft wurde, entspricht das der technisch-mathematischen Unterscheidung von Signal und Rauschen nur ungefähr. Aber es wird deutlich, dass jede Kulturisation elektromagnetischer Wellen ein Prozess der Verhandlungen und Erfindungen ist, in dem ständig auch ihr möglicher Zusammenbruch miteinkalkuliert werden muss.
Wenn Rundfunkgesellschaften ingenieurstechnische Standards setzen, dann erziehen sie und standardisieren damit zwar auch die Ohren der Hörerinnen und Hörer, liefern jedoch zugleich den Ausgangspunkt für experimentelle Formen, die gerade an und mit den Grenzen dieser Standards operieren. Werden auf der einen Seite Formen der Verstetigung, Stabilisierung oder Institutionalisierung von Regeln und Regelmässigkeiten eingeführt, lässt sich auch eine Geschichte des Radios als Geschichte von Störungen, Instabilitäten und Transgressionen beschreiben. Die Geschichte einer solchen Radiophonie ist eine der Entwürfe und Öffnungen hin auf radiophone Zukünfte; zugleich aber stellt sich die Frage nach Archiven des Radios, die der Logik der Signale oder jener der kulturellen Ordnungen folgen können.
Begleitend zur Ausstellung "Radiophonic Spaces" im Museum Tinguely versammelt die Ringvorlesung eine Reihe von Ansätzen, Perspektiven und Verfahren zur Frage, wie sich in solchen doppelten Verhältnissen mit und über Radiophonie denken lässt und wie dabei historische, technische, ästhetische und politische Dimensionen der Radiophonie ineinandergreifen.
27.09. Daniel Gethmann: Radiophonie. Medienarchäologie einer Utopie
04.10. Geert Lovink:Souveräne Medien: Von Freiem Radio bis Podcasts
11.10. Friedrich Knilli: Die Höllenfahrt. Ein Radiolehrstück über deutschnationale Terroristen und deren Opfer
18.10. Cornelia Epping-Jäger:Schnittkompositionen. Radiophone Ästhetik in Rolf Dieter Brinkmanns „Die Wörter sind böse“
25.10. Carolyn Birdsall:Radiophonic Experiments, Recording and the Invention of Radio Studies, 1924-1945
01.11. keine Vorlesung
08.11. Diana McCarty (for reboot.fm): Mind Blowing Ethereality
15.11. Wolfgang Ernst:Radio, eigentlich. Eine Kritik des Radiootozentrismus
22.11. Anna Friz: Distance, Difference and Reverie: Encountering Transmission Ecologies Through Radio Art
29.11. Verena Kuni: Anti-Pattern
06.12. keine Vorlesung
13.12. Katja Rothe: Radio Seelen: Die Etablierung der Sozialpsychologie im Kontext des Radios
20.12. François Bonnet: Radio Spectral
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