20 Mai 2022
15:00

Veranstaltungen

Vortrag von Harun Maye: Sprachinstallation. Thomas Kling liest vor

Im Rahmen der Tagung "Lesegebärden" (Do, 19.05. bis Fr, 20.05.2022), organisiert von der Universität Wien, am Literatuhaus Wien und online im Livestream.

So wie wir Musik mit dem ganzen Körper wahrnehmen, lesen wir leibhaft. Lesen ist kein Vorgang der rein optischen Datenverarbeitung. Das Leibhafte der Lektüre zeigt sich vor allem gestisch: in Veränderungen der Körperhaltung, im Kopfschütteln, Wippen, Erröten, Auflachen, Auf- und Abgehen, Vor- und Zurückblättern, Augenschließen, Fingerkneten; selbst die stille Versenkung ist Gebärde. Und so mancher „hat dann das Buch von sich geworfen, sein Schwert gepackt und den Wänden mit Hieben zugesetzt“ (Cervantes, Don Quijote von der Mancha).
Die Lesegebärde ist weder Ausdruck bloß individueller Reaktionen noch das Resultat sozialer Prägungen, sondern die buchstäbliche Verkörperung kultureller Praktiken im Erleben jeder und jedes Einzelnen. Sie ist auch kein Epiphänomen, das ein vermeintlich eigentliches Lesen nur begleitet, sondern ein zentraler Lektüremodus eigenen Rechts. Vor diesem Hintergrund widmet sich die Tagung der künstlerischen Selbstreflexion des leibhaften Lesens. In der Erkundung des gestischen Potentials von Leseszenen aus Geschichte und Gegenwart soll eine gestische Sprachtheorie, von der die Literatur immer schon wusste, freigelegt und anhand von Beispielen aus Literatur, Musik, Philosophie und Kunst reflektiert werden.

Wissenschaftliche Leitung und Moderation: Irina Hron, Christian Benne
Mitwirkende: Hans Ulrich Gumbrecht, Harun Maye, Matthias Meyer, Melanie Möller, Klaus Müller-Wille, Irina Schulzki u. a.

Weitere Informationen und Zugangslink zum Livestream.


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