entwurfsgefuege

Publikationen
 „Im Lichte der Geschichte: Die Nachttischlampe Nr. 702 und ihre Autorschaft“, in: Rehm, Robin und Christoph Wagner (Hrsg.): Design-Patente der Moderne. 1840–1960, Berlin: Gebr. Mann 2019, S. 324–329.

„Stereo Imaging In Fashion Photography: How Hollywood (May Have) Inspired a Swiss Knitting Company in the 1950s“, Networking Knowledge: Journal of the MeCCSA Postgraduate Network 11/1 (2018), S. 38–55.

„Rezension über: Rainer Wenrich (Hg.): Die Medialität der Mode. Kleidung als kulturelle Praxis“, Zeitschrift für Volkskunde 113/2 (2017), S. 307–308.

„Entwurfsdokumentation, Strickmuster und Unterwäsche. Textiles Entwerfen in der Industrie am Beispiel der Hanro-Sammlung“, in: Link, Sarah Elena und Cornelia Weber (Hrsg.): Materielle Kultur in universitären und außeruniversitären Sammlungen, Bd. 1, Junges Forum für Sammlungs- und Objektforschung. Beiträge zum Workshop der Koordinierungsstelle für wissenschaftliche Universitätssammlungen in Deutschland; Berlin, 29. September bis 1. Oktober 2016, Humboldt-Universität zu Berlin, Publikationsserver der Humboldt-Universität zu Berlin 2017, S. 102–106, https://edoc.hu-berlin.de/handle/18452/19221.

„Analoge Musikmöbel und digitale Surrogate. Anmerkungen zur Materialität und Gestaltung von Musikmedien im Wohnumfeld“, in: Bartz, Christina u. a. (Hrsg.): Gehäuse. Mediale Einkapselungen, Paderborn: Wilhelm Fink 2017, S. 71–90.

 

Vorträge
„Designarchaeology of Mass-Produced Articles in the Apparel Industry: The Example of HANRO“. 8th Research Camp Studying (In) Museums of Applied Arts, Universität Bern, Dezember 2018. 

„Zwischen Qualität und Langeweile. Die Vermittlungsfunktion von Standards“. Workshop auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Medienwissenschaft, Universität Siegen (zus. mit Felix Gerloff und Moritz Greiner-Petter), September 2018. 

„Hanro. From Industrial To Cultural Asset. Potentials and Prospective For a Corporate Archive Entering Museum Collections“. Konferenz Fashion and Clothing in European­Museums, Strassburg (zus. mit Saskia Klaassen und Laura Hompesch), Mai 2018.

„‚pi, pa & po‘: Experiment und Vermodung eines Traditionsunternehmens“. Spring School für Promovend*innen des netzwerks mode textil, Hochschule Fresenius Berlin, Mai 2017. 

„Unterwäsche und Entwurfsdokumente. Das Firmenarchiv und die textile Sammlung der Strickereifabrik Hanro“. 1. Workshop des Jungen Forums für Sammlungs- und Objektforschung, Humboldt-Universität zu Berlin, September 2016. 

 „Pure Silk, Organic Cotton, Woolmark: die kulturelle und marktstrategische Wertung von ‚Natur‘-Fasern gegenüber Synthetics im 20. Jahrhundert“. Jahrestagung Künstliche Materialien der Gesellschaft für Designgeschichte und der Gesellschaft für Technikgeschichte, NRW Forum Düsseldorf, Mai 2016. 

„Entwurfsprozesse in der Bekleidungsindustrie Eine Spurensuche. Methodische Reflexion über das Archiv als Feld“. 10. dgv-Doktorand*innentagung, Universität Hamburg, September 2015. 

Leonie Häsler (*1985) arbeitet seit Mai 2019 am Lehrstuhl Geschichte und Theorie der Gestaltung am Institut für Kulturwissenschaft der Humboldt-Universität zu Berlin. Hier lehrt sie im Bereich Materielle Kultur, Design und Mode. Im Exzellenz-Cluster Matters of Activity. Image Space Material ist sie assoziiertes Mitglied im Projekt Material Form Function.  

Von Oktober 2014 bis Dezember 2018 war Leonie Häsler Junior Researcher am Institut Experimentelle Design- und Medienkulturen/Critical Media Lab an der Hochschule für Gestaltung und Kunst FHNW Basel. Dort erforschte sie in einem interdisziplinären Team und in Zusammenarbeit mit dem Seminar für Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie der Universität Basel und dem Amt für Archäologie und Museum Baselland das ehemalige Firmenarchiv der Schweizer Textilfabrik „HANRO“. 

Leonie Häsler studierte im Bachelor Literary, Cultural and Media Studies in Siegen und Fribourg (CH) und schloss ihr Studium der Medienkultur an der Universität Siegen 2014 mit einer Masterarbeit über die Gestaltung von Musikgeräten im Wohnumfeld ab. 

 

Im Modedesign werden ausgehend von Recherchen und Moodboards zweidimensionale Zeichnungen angefertigt, die später als dreidimensionale Kleidungsstücke realisiert werden sollen. Der Entwurf durchläuft einen Transformationsprozess, in dem unterschiedliche Stadien durch unterschiedliche Medialitäten und Materialitäten repräsentiert und geformt werden. Dass nicht allein das Genie der Designerin verantwortlich ist für Entwurf und Gestaltung, sondern die verwendeten Kulturtechniken, Körperpraktiken und Materialien eine aktive Rolle spielen im Formgebungsprozess, ist in den vergangenen Jahren in der Kulturwissenschaft, der Architektur- und Entwurfsforschung hinlänglich erforscht worden; Designpraxis und -forschung gelten als eine eigenständige Wissenskultur, die Wissen nicht nur anwendet, sondern auch produziert. 

Wie verhält sich zu diesem Befund der Formgebungsprozess in einem Industriebetrieb? Wie denkt ein Textilunternehmen Gestaltung, wo doch gerechnet, rationalisiert, verglichen, verbessert und jede Saison aufs Neue entworfen werden muss? Ist es allein die oben geschilderte Entwurfsanordnung, die dem Unterhemd oder Kostüm die Form gibt? Oder lässt sich der Formgebungsprozess auch aus einer anderen, weniger künstlerisch-gestalterisch präfigurierten Perspektive betrachten? Das Promotionsprojekt untersucht den Einfluss menschlicher und nicht-menschlicher Akteure auf den Entwurfsprozess – die Strickmaschine ebenso wie die Designerin, das Marketing ebenso wie die Buchhaltung. 

Empirische Grundlage der Untersuchung sind Quellen des Firmenarchivs der ehemaligen Schweizer Textil- und Bekleidungsfabrik HANRO. Hanro produzierte mehr als ein Jahrhundert lang in einem zweistufigen Betrieb in der Nähe von Basel hochwertige Strickstoffe und konfektionierte diese zu Unter- und Oberbekleidung. Gemäß der saisonalen Taktung des Modesystems wurde mindestens zweimal jährlich gemustert. Doch nicht jeder Entwurf fand sich später in einer Kollektion wieder. Welche Selektionsmechanismen und Strategien griffen bei der Sammlung, Archivierung und Speicherung des Designs und welche Auswirkungen hat das auf ein Gedächtnis der Mode?