"Blackbox unboxed"

Ausgangspunkt des Projekts ist das Konzept der Blackbox (Hartmut Winkler 2014).
Die Blackbox funktioniert als ein (technisches) System, dessen Aufbau und Funktion für die Nutzer:innen unsichtbar bleibt, jedenfalls solange es reibungslos funktioniert. Es wird nur von ausserhalb mit dem System interagiert, ohne die komplexe Funktionsweise im Inneren zu kennen.

Daraufhin stellte ich mir die Frage, was passiert, wenn man nun eine Blackbox öffnet. Werde ich daraus schlauer? Verstehe ich die Funktionsweise? Oder ergibt sich eine weitere „Blackbox“ im Inneren?

Bruno Latour beschreibt in seiner Akteur- Netzwerk-Theorie einen Zustand der Selbstverständlichkeit (Latour 2000). Genau diesen wollte ich unterbrechen. Meine „Blackbox“ stellte ein Nikon- Objektiv aus den 1990er-Jahren dar, welches ich Schritt für Schritt auseinanderbaute und dokumentierte. Mit jedem Schritt, jeder gelösten Schraube, wurden neue Bauteile sichtbar. Dadurch wurden aber auch die Grenzen meines technischen Verständnisses sichtbar. Viele Mechanismen blieben unklar, obwohl sie nun scheinbar offen vor mir lagen.

Am Ende blieb für mich die Frage offen: Sollte man eine Blackbox überhaupt öffnen? Oder bewahrt ihr Verschluss davor, uns mit der Komplexität alltäglicher Systeme auseinandersetzen zu müssen?

Literaturbasis: 

Latour, Bruno (2000): “Ein Kollektiv von Menschen und nichtmenschlichen Wesen. Auf dem Weg durch Dädalus‘ Labyrinth”. In: ders.: Die Hoffnung der Pandora. Untersuchungen zur Wirklichkeit der Wissenschaft, Frankfurt a. M., S. 211-264.

Winkler, Hartmut (14.10.2014): Black Box und Blackboxing – Zur Einführung. [Vortrag] Universität Paderborn: Graduiertenkolleg «Automatismen». https://homepages.uni-paderborn.de/winkler/Winkler--Black-Boxund- Blackboxing.pdf. (Zuletzt abgerufen: 01.09.2025).

© Yannick Stern

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