In meinem Projekt habe ich zwei analoge Kameras – die Kodak Retinette IB und eine Point-and-Shoot – an ein Familientreffen mitgenommen, um zu beobachten, wie Personen unterschiedlicher Generationen auf diese Apparate reagieren und wie sich ihr fotografisches Verhalten dabei verändert. Die fehlende Rückmeldung irritierte viele, besonders das Ausbleiben des gewohnten Klick-Geräuschs und die nicht sofort sichtbaren Bilder. Diese Momente des Zögerns und Staunens habe ich in einem Essay theoretisch eingeordnet – unter anderem mit Bezug auf Stieglers Konzept des technischen Gedächtnisses, Hirschs Postmemory und Winklers „Blackboxing“. Die entstandenen Bilder – teils fehlerhaft, unscharf oder doppelt belichtet – erinnerten an alte Familienalben meiner Grossmutter, die unser familiäres Gedächtnis stark geprägt haben. So zeigt sich: Fotografie ist nicht nur Dokumentation, sondern soziale Praxis. Wer abgebildet ist, gehört dazu. Sichtbarkeit wird zum Symbol von Zugehörigkeit.
Literaturbasis:
Hirsch, Marianne (2008): “The Generation of Postmemory”. In: Poetics Today, Vol. 29, No. 1, S. 103–128.
Stiegler, Bernard (2006): “Die Logik der Aufzeichnung”. In: Engell, Lorenz / Siegert, Bernhard (Hg.): Die Gegenwart der Medien. Frankfurt am Main: Suhrkamp, S. 172– 192.
Winkler, Hartmut (14.10.2014): Black Box und Blackboxing – Zur Einführung. [Vortrag] Universität Paderborn: Graduiertenkolleg «Automatismen». https://homepages.uni-paderborn.de/winkler/Winkler--Black-Boxund- Blackboxing.pdf. (Zuletzt abgerufen: 01.09.2025).
© Maxime Vögele
Quick Links
Social Media