Der Blick zurück: Überwachung auf Polaroid

--Ein Experiment--

In meinem Fotoprojekt habe ich mich mit Überwachung im öffentlichen Raum beschäftigt. Ziel war es, die Allgegenwärtigkeit von Überwachungskameras sichtbar zu machen. Überwachungskameras haben eine paradoxe Präsenz: Sie sind da, werden aber meist übersehen. Ich habe Überwachungskameras fotografiert, die mir auf meinen alltäglichen Wegen aufgefallen sind. Ich war überrascht, wie viele Kameras mir zuvor nie aufgefallen waren, und habe mich dann auch gefragt, wie viele Kameras ich auf meinem Weg vielleicht sogar übersehen hatte.


Fotografiert habe ich mit einer Polaroidkamera (SX-70). Diese Entscheidung war bewusst, da Polaroidkameras auffällig und laut sind und ein einzelnes, nicht wiederholbares Unikat produzieren. Dies bildet einen Kontrast zur Überwachungskamera, die leise, kontinuierlich und meist unsichtbar ist.


Mich hat interessiert, wie sichtbar oder eben unsichtbar diese Kameras tatsächlich sind. Deshalb zeigen meine Fotos nicht nur die Kameras selbst, sondern auch ihre Umgebung. Manche Aufnahmen sind technisch nicht perfekt, da sie über- oder unterbelichtet sind. Das führte dazu, dass die Überwachungskameras in den Bildern kaum sichtbar sind. Aber gerade das wurde Teil meines Projekts. Denn auch im Alltag verschwinden die Kameras, da sie entweder leicht versteckt sind und mit der Umgebung verschmelzen oder auch, weil Kameras so normal geworden sind, dass wir sie nicht mehr aktiv wahrnehmen und sie so an Sichtbarkeit verlieren.


Beim Fotografieren habe ich auch gemerkt, wie ich selbst plötzlich zur Beobachteten wurde, nicht nur durch die Kameras, die ich abbilden wollte, sondern auch durch Menschen um mich herum, die auf die auffällige Kamera und den lauten Auslöser reagierten. Das hat meine Arbeit beeinflusst. Es entstand ein seltsamer Moment: Wer beobachtet hier eigentlich wen?

© Elise Mathilda Kühne

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