Die Idee:
Inspiriert zu diesem Fotoprojekt wurde ich durch die Bilder beim Ausprobieren der verschiedenen Kameras während den medienpraktischen Übungen des Seminars. Eine Mitstudentin hat ihren Trip nach Wien dokumentiert. Mir haben die Bilder sehr gefallen und ich habe mich gefragt, wie meine Freund*Innen auf verschiedene Kameras reagieren würden. Ziel des Projektes war es, zu untersuchen, wie meine Freund*Innen auf verschiedenen Kameras reagieren und wie sich das in den Bildern widerspiegelt. Dabei ging es mir vor Allem darum, das Medium Handy mit einer „klassischen“ Kamera, welche nur Fotografieren kann, zu vergleichen. Ich habe mich für die Digitalkamera aufgrund ihrer Kompaktheit entschieden. Auch vor meinem Experiment waren digitale Kompaktkameras in meinem Freundeskreis im Trend und wurden regelmässig im Ausgang benutzt. Meine Freund*Innen und ich sind eine Generation, welche mit Kompaktkameras aufgewachsen ist. Dabei spielt Nostalgie sicher ein grosser Faktor.
Die Umsetzung:
Eigentlich wollte ich eine Polaroid-Kamera und eine digitale Kompaktkamera mit in den Ausgang nehmen. Am Ende haben ich jedoch nur die digitale Kompaktkamera mitgenommen. Die Polaroid Kamera war für Abende, an welchen wir noch in einen Club wollten, nicht geeignet. Sie ist gross und hätte nicht in meine Handtasche gepassst. Zudem weiss ich nicht, ob diese im Club erlaubt gewesen wäre. Als wir ein Picknick machten, hat die Kamera nicht funktioniert und daher habe ich sie nicht mehr mitgenommen. Zu Hause habe ich dann realisiert, dass ich die Batterien falsch herum rein gemacht hatte. Meine Freundinnen und Freunde habe ich nicht in mein Projekt eingeweiht. Ich habe die Kamera mitgenommen, angefangen Bilder zu schiessen und meinen Freund*Innen die Kamera angeboten. Einige Freund*Innen zeigten sich sehr interessiert und haben auch Bilder mit der Kamera gemacht. Nach dem Ausgang habe ich eine Freundin nach ihren Handy-Bildern des Abends gefragt.
Erwartungen und Beobachtungen:
Die digitale Kompaktkamera ist für meinen Freundeskreis nichts neues. Trotzdem konnte ich einige grosse Unterschiede zum Handy beobachten. Mein Handy haben meine Freunde weitestgehend ignoriert. Als ich am Fotos machen war, haben sie nicht reagiert. Entweder haben sie nicht bemerkt, dass ich gerade ein Bild mache, oder so getan, als würden sie das Handy nicht bemerken. Beim Handy weiss man zudem nicht, ob die Person wirklich gerade ein Bild macht, oder das Handy gerade zum Beispiel als Spiegel etc. benutzt. Auf die Digicam haben die meisten Freund*Innen dagegen komplett anders reagiert. Sobald sie bemerkt haben, dass jemand aus der Gruppe ein Foto mit der Kamera machen will, haben die meisten direkt in die Kamera geschaut und gepost. Es wirkte fast so, als wären sie zur Digicam „freundlicher“ als zum Handy. Sie haben mit der Digicam das Fotografieren für Erinnerungen verbunden. Dabei haben sie sich teilweise typisch wie auf Familienfotos aufgereiht. Ausschliesslich alle Bilder, welche mit dem Handy gemacht wurden, sind in einem Hochformat. Als wären sie schon ready,, um auf Social Media gepostet zu werden. Die Bilder, welche mit der Digicam gemacht wurden, wechseln zwischen Hochund Querformat ab. Einige Bilder der Digicam sind unscharf oder verwackelt. Das zeigt, dass viel mit der Kamera experimentiert wurde. Auch hat mich das Verhältnis von Bildern, welche mit dem Handy gemacht wurden, und denen, die mit der Kamera gemacht wurden, überrascht. Ich hatte erwartet, dass mit dem Handy trotzdem mehr Bilder gemacht werden würden. Aber es wurden mehr Bilder mit der Digicam an diesem Abend gemacht. Es könnte daran liegen, dass eine digitale Kamera die Leute dazu verleitet, mehr Bilder zu machen, weil jemand ja extra eine Kamera mitgebracht hat. Man müsste untersuchen, ob an einem Abend ohne Digicam etwa gleich viele Handy-Bilder gemacht werden oder die Menge der Bilder deutlich weniger wird. Die Handybilder meiner Freundin zeigen, dass sie mit dem Handy viel öfter die Situation als Menschen fotografiert hat. Mit der Digicam hat sie sich mehr getraut, Menschen direkt zu fotografieren. Ich vermute, dass dies mit den vielen Funktionen des Handys zusammenhängen könnte. Bilder auf dem Handy können schnell auf Snapchat, Instagram oder Whatsapp gepostet oder weitergeschickt werden. Die mit der Digicam geschossenen Bilder haben nur einen einzigen und klaren Verwendungszweck: den Moment für die Zukunft einzufangen. Um den anderen zu implizieren, dass sie nur die Bilder für Erinnerungszwecke schiesst, hat sie sich für die Digicam entschieden. Das Handy ist normalerweise für Selfies bekannt. Interessanterweise sind die einzigen Selfies an diesem Abend mit der digitalen Kompaktkamera entstanden. Die Digicam besitzt keine Selfie-Funktion und so haben wir die Kamera einfach umgedreht und blind das Selfie geschossen. Dabei wussten wir nicht, ob das Bild gut werden würde, was einen gewissen Reiz am Bild ausgemacht hat. Gepost haben wir dabei jedoch trotzdem wie bei einem Handyselfie. Die Pose hängt dementsprechend mit der Idee des Selfies und nicht mit dem Handy als Medium zusammen.
Fazit:
Das Fotografieren mit der Digicam im Ausgang hat Spass gemacht und den Abend bereichert. Vintage Looks sind wieder im Trend und das nicht für nichts. Durch die Kamera ist man nicht gezwungen, nur um ein Foto zu machen, ans Handy zu gehen. Das Handy kann einfach mal auf der Seite liegen und man kann den Abend mit den Freund*Innen bewusster geniessen. Ich werde in Zukunft sicher öfter eine Digicam mit in den Ausgang nehmen.
Aufgrund des Persönlichkeitsschutzes werden die Bilder aus diesem Projekt nicht veröffentlicht.
Wir danken für Ihr Verständnis.
© Caroline Egli
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